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1937 Prosa Zeitschriften

Die Friedensgefahr

Man erfährt, daß die japanische Regierung, um den Frieden nicht zu gefährden, an die öffentliche Meinung die drakonische Bitte gerichtet hat, bei der unter Verwendung von Bombengeschwadern, Tanks, Panzerschiffen und anderen modernen Hilfsmitteln ausgeführten Erkundungsexpedition nicht gleich von einem japanisch-chinesischen Krieg zu reden, sondern schlicht von einem „chinesischen Konflikt“.

Wenn diese Methode, die bereits bei der Befriedung Abessiniens erfolgreich angewandt wurde, Allgemeingut wird, so steht ein alter Menschheitstraum vor der Verwirklichung: nämlich die Abschaffung der Kriege. Ganz einfach kraft Abschaffung des Ausdrucks.

Auch ist durch diese Methode stets von vornherein die Kriegsschuldfrage geklärt – zu Gunsten des Angreifers. Das ganze Unheil, der ganze Konflikt kommt daher, daß die Chinesen so tun, als ob der Krieg wäre und zurückschießen, obwohl es sich von Seiten Japans um eine militärische Operation zum Heile Chinas handelt. Hat man je erlebt, daß der Patient bei einer Operation dem Chirurgen den Blinddarm herausnehmen will?

Und die Chinesen haben es dabei nicht bewenden lassen! Aus ihren Reihen hat die Cholera auf die siegreichen japanischen Gäste übergegriffen, obwohl , wie der japanische Generalstab festgestellt hat, „der Gesundheitszustand der Truppen vorher durchaus befriedigend gewesen ist!“ Ein für allemal ist vor der Welt der Anstifter überführt worden. Kein einziger japanischer Patriot ist ausgezogen, um sich die chinesische Cholera zu holen. Hingegen haben die Chinesen, allen Geboten der Humanisierung von Konflikten zum Trotz, den friedlichen Eroberern statt des Landes ihre Epidemie abgetreten.

Und auch damit nicht genug, ist hinter dem Rücken der bewaffneten japanischen Ausflügler im Augenblick, in dem sie ballistische Experimente an der chinesischen Ostküste anstellten, ein chinesischer Taifun über die japanische Westküste niedergegangen, hat 200 Fischerboote versenkt, 46 japanische Häuser mit Sturmbomben belegt, die Drähte der telegraphischen Siegesberichte zerstört, während die Zahl derjenigen, die Harakiri machten, weil sie vom nationalen Unglück verschont blieben, noch nicht bekannt ist.

Nur die eiserne japanische Disziplin ist es zu danken, daß die Nation, selbst angesichts einer Naturkatastrophe, ihre lächerliche Kaltblütigkeit bewahrt hat und sich nicht dazu heinreißen ließ, die Feindseligkeiten gegen die landfremden chinesischen Eingeborenen einfach einzustellen.

Die gelbe Gefahr, vor der Wilhelm der Zweite die Völker Europas gewarnt hat, bevor er Deutschland ins Exil schickte, ist, seit Japan den Krieg gebrochen und China mit Frieden überzogen hat, wieder akut geworden. Seit Jahren steigern die europäischen Staaten ihre Rüstungen für Friedenszwecke ins Unabsehbare; nur ein Mittel scheint es logischerweise zu geben, um diesem Wahnsinn ein Ende zu machen, das ist: der Krieg! Man zittert vor der Möglichkeit, daß wirklich ein Diktator auf die Idee kommen sollte, sich beim Wort nehmen und seinen Friedenswillen in die Tat umzusetzen.

(Diese Glosse „Die friedensgefahr“ Walter Mehrings ist am 18. September 1937 im Neuen Tag-Buch erschienen und bezieht sich auf die kriegerische Expansion Japans in China. Angesichts der aktuellen Ereignisse in der Ukraine, liest sie sich in Teilen – wenn man Japan gegen Russland und China gegen Ukraine austauscht – hochaktuell. A.O.)

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1925 Prosa Zeitschriften

Kiepenheuer wirbt in der Weltbühne für das Abenteuerliche Tierhaus

Anzeige in der Weltbühne für Mehring "Neubestelltes Abenteuerliches Tierhaus"
Anzeige in der Weltbühne für Mehring "Neubestelltes Abenteuerliches Tierhaus"

Noch immer gibt es nicht nur Texte, sondern ganze Bücher von Walter Mehring, die nur ein einziges Mal veröffentlicht wurden. Das „Neubestellte Abenteuerliche Tierhaus“ gehört dazu. Am 23. Juni 1925 schaltete der Verlag Gustav Kiepenheuer aus Potsdam diese Anzeige für den Band mit Glossen und Grotesken in der Weltbühne. In die Werkausgabe von Christoph Buchwald schaffte es der Band nicht, obwohl in ihm schon viele Wesen, Motive und Figuren auftauchen, die sowohl in der Prosa als auch in der Lyrik Mehrings später eine große Rolle spielen.