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1979 Biografisches Prosa

Pressetexte zur Werkausgabe – Wir müssen weiter

Walter Mehring

WIR MÜSSEN WEITER
Fragment aus dem Exil
160 Seiten, geb., claassen Verlag GmbH, Düsseldorf, DM 19,80

Wir müssen weiter - Fragmente aus dem Exil (1979)
Wir müssen weiter – Fragmente aus dem Exil (1979)

Walter Mehrings Erinnerungen an Flucht und Exil in Österreich, Frankreich und USA umfaßten ursprünglich 800 Seiten. Das Manuskript, das unter dem Titel „Topographie einer Hölle – Reportagen der Unter-Weltstädte“ veröffentlicht werden sollte, ging 1976 „irgendwo zwischen München und Zürich“ verloren. Erhalten geblieben sind ca. 400 meist handgeschriebene Manuskriptblätter: Entwürfe, Notizen, Durchschläge einzelner Manuskriptseiten, aus denen sich einige Zeitabschnitte rekonstruieren ließen.

Unter dem Titel „Hitler saß uns auf de Versen“ beschreibt Mehring die Stationen seines Exils in Österreich und Frankreich und die Apokalypse seiner Flucht vor den Deutschen. So enthält der Band Kapitel über

– den Ausnahmezustand in Wien kurz nach dem Attentat auf Dollfuß, die letzten Stunden vor dem Anschluß Österreichs,

– Schicksale der in der „buckligen Fremdengaststätte und Exilkommode“ wohnenden Emigranten,

– Horvaths Tod,

– die Treffs der Pariser Bohême,

– die letzten Tage von Paris vor dem Einmarsch der „boches“,

– die Flucht von Paris über Bayonne und Toulouse nach Marseille,

– Paßfälscher, Denunzianten und die um freie Caféhausplätze streitenden Literaten in Marseille,

– das demütigende Anstehen vor den Polizeipräfekturen um Übersee- und Niemandslandpässe,

– die Verhaftung in Marseille und die Internierung im Lager St. Cyprien,

– die Flucht mit einem Frachtdampfer in die USA.

WIR MÜSSEN WEITER ist keine Biographie einer außer Rand und Band geratenen Zeit, sondern ein sehr persönliches, manchmal zorniges, manchmal satirisches, manchmal dadaistisches, manchmal pamphletisches Erinnerungsbuch eines Betroffenen.

Mehring zerstört die Legende von der antifaschistischen Einheitsfront, zeigt politische Widersprüche unter den emigrierten Intellektuellen, schildert Fehden um Ausreisepapiere, macht eindringlich deutlich, was Emigration heißt – jeden Tag die angstvolle Frage: was bringt der nächste Tag? Werden wir durchkommen?

Walter Mehring,
geboren 1896 in Berlin, entging seiner Verhaftung durch die SA nur knapp, emigrierte nach Frankreich, wurde 1939 interniert und konnte 1941 in die USA entkommen. Mehring lebt heute zurückgezogen in Orselina bei Locarno. Bisher sind erschienen:
MÜLLER und DIE VERLORENE BIBLIOTHEK.

Die Pressesstelle des Claassen-Verlags hat diesen Pressetext als “Besprechungsunterlage” mit dem Band für die Rezension verschickt. Zwei Belege der Rezension hat sich der Verlag von den Rezensenten erbeten. (A.O.)

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