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1933 Brief Zeitschriften

Hans Günther will Mehring für die „Neuen Deutschen Blätter“ gewinnen

HANS GÜNTHER AN JOHANNES R. BECHER

Prag, den 21. August 1933

Lieber Hans,
dass Klaus Mann ebenfalls eine Literaturzeitschrift herausgibt, weisst Du ja schon seit langem. Heute erhielten wir Abonnementsprospekt seiner Zeitung (Die Sammlung; ich nehme an, dass Du dort ebenfalls solch ein Prospekt wirst auftreiben können, sodass ich Dir über dessen Inhalt hier wohl nichts weiter zu schreiben brauche.

Die Zeitschrift von Kl Mann wird also doch 14 Tage früher als die unserige  erscheinen. Im Wesentlichen wird sie wohl doch denselben Charakter haben wie die unserige (abgesehen von unwesentlichen Verschiedenheiten wie etwa, dass Kl Mann keine deutsche Redaktion hat und mehr nichtdeutsche Schrift-steller zu Wort kommen lässt, etc.).

Allerdings ist die Sammlung fast um 50 % teurer als wir! Nun, das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Wenn wir drüben schneller operiert hätten, hätten wir wahrscheinlich auch dieser Sache zuvorkommen können. Um so notwendiger war es jedenfalls, dass wir uns jetzt durch die bewussten Telegramme, Briefe etc. nicht von der Weiterarbeit abbringen liessen, sonst wären wir wahrschein-lich ganz ausgeschaltet worden. Vielleicht kannst Du das noch einmal beto-nen, wenn Du nach drüben beriehtest.

Anbei eine komplette Liste unserer Mitarbeiter, wie wir sie im Abonnements-prospekt veroffentlichen wollen. Ich habe Brentano auf die Liste gesetzt, ob-wohl er bisher auf unser Einladungsschreiben nicht geantwortet hat. Heute habe ich ihm noch einmal geschrieben und ihn gebeten, seine Zusage zur Mit-arbeit zu geben und dazu, dass wir ihn auf der Mitarbeiterliste aufführen. Evtl. kannst Du intervemeren.

Von Walter Mehring haben wir auch noch keinen Bescheid, obwohl wir auch ihn aufgefordert haben. Willst Du mit ihm sprechen? Wir hätten seinen Namen noch gem auf der Mitarbeiterliste. Ebenso haben wir noch keinen Bescheid bekommen von Romain Rolland und Barbusse.

Kannst Du dem ersteren schreiben, mit dem zweiten, falls möglich, sprechen? Ebenso auch mit Andre Gide! Aber alles das müsste jetzt sehr schnell gesche-hen; wir möchten den Abonnementsprospekt, der sonst fertig ist, ungem eher drucken lassen, als bis wir über die Mitarbeit der Genannten im klaren sind. Setze also bitte alles daran, damit wir sobald wie möglich von den genannten Autoren noch Zusagen bekommen.

Herzliche Grüsse
Dein
Hans
herzl. Gruß Wieland

(aus: Hermann Haarmann (Hg.): Abschied und Willkommen – Briefe aus dem Exil 1933 – 1945; i.e.: Hermann Haarmann (Hg.): akte exil, Bd. 3; Berlin: Bostelmann & Siebenhaar Verlag; S. 44 f.)

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