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1934 Brief Lyrik Rezensionen Zeitschriften

Joseph Roth schreibt Mehring einen Brief im Neuen Tage-Buch

Joseph Roth im Jahr 1918. Quelle: wikipedia.de
Joseph Roth im Jahr 1918. Quelle: wikipedia.de

Schon 1934 ist Walter Mehrings Band „Und Euch zum Trotz“ erschienen. In ihm sind Gedichte, die zu den wichtigsten des deutschen Exils gehören, etwa der „Emigranten Choral“. Joseph Roth hat das Buch im Neuen Tage-Buch besprochen. Dazu wählte er die Form eines Briefes an seinen Freund, mit dem er schon in Berlin viele Stunden am Caféhaustisch verbrachte – und bis zu seinem Tod im Pariser Exil noch viele weitere verbringen sollte. Erschienen ist der Text am 17. Juli 1934 in Heft 28 des 2. Jahrgangs:

 

Lieber Walter Mehring,

ich danke Ihnen für Ihr Buch und ich beglückwünsche Sie dazu. Sie hätten es nicht: ,,Euch zum Trotznennen sollen, sondern: „Uns zum Trost“. Denn es ist ein Trost, zu sehen, wie reif und stark Sie geworden sind, seitdem Ihr Vaterland unreif, ohnmächtig, lächerlich und bestialisch erscheint. Ihre neuen Gedichte haben die Kraft, die dem Dichter das unverschuldete Unglück verleiht, die Gnade des ironisierenden Hasses, den weiten klingenden Atem der grossen echten Trauer, in der die Welt lebt, seit Deutschland sich selbst geschändet hat. Das schönste Gedicht in Ihrem Buch: Brief im Exil“ erreicht die schmerzliche Vollkomrnenheit, die sich in manchen Gedichten Heines findet. (Man schämt sich zu Unrecht und aus einer Art snobistischer Furchtsamkeit, lebende Dichter, mit denen man sich im Kaffeehaus trifft, mit grossen Toten zu vergleichen.). Also setzten Sie in würdiger Schönheit die unsterbliche Reihe jener Männer fort die das deutsche Vaterland verlassen müssen und die es nicht vergessen können, die seinen Glanz noch dann verbreiten, wenn es selbst in Finsternis und Nacht versinkt, und den grossartigen Duft der deutschen Sprache durch die Welt strömen lassen, in den trostlosen Jahren, in denen es in Deutschland stinkt. Klage, Anklage, Heimweh, Liebe, Trostlosigkeit, Musik: Sie haben alle Elemente des Dichters und der Dichtkunst in Ihrem Buch. Befreit von der Notwendigkeit, jenes armselige deutsche ,.Kabarett“ mit „Chansons“ zu versorgen, das Kabarett, das niemals in Deutschland den Mut hatte, scharf und kritisch zu sein, die Feigheit der „Revolution“ und die Bestialität der „Reaktion“ anzukündigen, sind Sie, lieber Mehring, heimgekehrt in Ihre wirkliche Heimat: in die Einsamkeit, die dem Dichter ziemt – und in das Exil, das jedem anständigen Deutschen ziemt, der nicht im Konzentrationslager gefangen ist. In Ihrem Gedicht „Mirakel
des heiligen Bürokratius“ haben Sie ein grossartiges Wort geschaffen, um das ich  Sie beneide:

„Die Wache gab ihm einen Stoss –
Da stand der Mann im Staatenlos“

Das Land „Staatenlos“ : dort sind. wir zu Hause. Dort und in der deutschen Sprache, unserer einzigen Heimat, seitdem sie heimatlos in Deutschland geworden ist, von arischen Mauschlern geschändet, von „jüdischen“ Dichtern allein noch verteidigt, von toll gewordenen 60 Millionen gelallt, von Brandbuben als Zunder missbraucht.

Ihr selbst, der Sprache, meine ich, verhelfen Sie in der Welt zu ihrem alten Klang und Glanz. Ich weiss nicht, wie lange diese törichte europäische und amerikanische Welt noch das wahnsinnige Heulen zu begreifen sich bemühen wird, das innerhalb der Grenzen Deutschlands tobt und stürmt. Aber ich wünsche, dass jener Teil der Welt, der noch die alte deutsche Sprache kennt, Ihre Gedichte mit der Genugtuung liest, die sie mir bereiten.

Ihr ganz ergebener

Joseph Roth

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1937 Biografisches Zeitschriften

Gründungsanzeige des Bundes Freie Presse und Literatur 1937

Gründungsanzeige des Bundes Freie Presse und Literatur 1937
Gründungsanzeige des Bundes Freie Presse und Literatur 1937

Am 24. Juli 1937 wurde im Neuen Tagebuch (5. Jg, Heft 30) die Grünung des Bundes Freie Presse und Literatur vermeldet. Am 7. Juli fand die Gründungsversammlung statt. Walter Mehring war eines der Gründungsmitglieder der Organisation, die sich dezidiert gegen jede Art von Bevormundung verwahrte. Deshalnb wurde die Vereinigung von der kommunistischen Exilpresse massiv angegriffen.

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1973 Brief Zeitschriften

Mehring ist mit der Zürcher Weltwoche unzufrieden

Brief Walter Mehring vom 31. Mail 1973 an François Bondy (1915–2003).
Brief Walter Mehring vom 31. Mail 1973 an François Bondy (1915–2003).

In seinem letzten Lebensjahrzehnt lebte Mehring vor allem in Zürich. Am 31. Mail 1973 schreibt er einen Brief an François Bondy (1915–2003). In ihm beklagt er sich, dass die Weltwoche ihn kaum noch berücksichtigt. Den Brief hat die Zentralblbliothek Zürich online gestellt. Hier ist der Link zum Original.

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2011 Linksammlung Zeitschriften

Fritz J. Raddatz würdigt Walter Mehring

In der Weihnachtsausgabe des „Freitag“ vom 22. Dezember 2011 hat Michael Angele den Kritiker Fritz J. Raddatz interviewt. „Tucho über Alles“ heißt der Text, in dem die Bedeutung des Journalisten, Schriftstellers, Kritikers, Romanciers und politisch Denkenden herausgearbeitet wird. Raddatz erwähnt in ihm auch zweimal Walter Mehring.:

Michael Angele: Wo sehen Sie seine größte Stärke als Kritiker?
Fritz J. Raddatz: Er war ein Mann des absoluten Gehörs. Er hörte Schnoddrigkeiten oder Kleinkariertes in Sprache und Schrift sofort heraus. So schreibt er über Brecht eigentlich ganz positiv, sagt dann aber zu dem im Übrigen wunderschönen Gedicht Erinnerung an die Marie A., dass in der Zeile „Sie war sehr weiß und ungeheuer oben“ dieses „ungeheuer oben“ nicht stimmt, dass das ein Geschmäckle hat, wie wir heute sagen würden; dass es im Ungefähren zernebelt. Übrigens fand er die Schnoddrigkeit, mit der Brecht anstandslos fremde Texte übernahm, zumindest fragwürdig. „Das Stück ist von Brecht – aber von wem ist nun das Stück?“, schreibt er einmal. Andererseits hat er jemanden wie Walter Mehring bewundert, obwohl der auch ein Konkurrent war als Chanson- Autor. Er war von Mehring hingerissen, weil er merkte, dass die Sprachmelodie einfach stimmt.

[…]

Es gab natürlich auch andere, die über die Feme-Morde geschrieben haben, Emil Julius Gumbel oder Joseph Roth. Man gewinnt aber den Eindruck, dass diese Frühwarnsysteme relativ vereinzelt waren. Täuscht dieser Eindruck?
Nein. Es gab einen Karl Kraus – zwar in Österreich, aber doch in der Wirkung nach Deutschland hinein. Es gab den Chansondichter Walter Mehring, es gab einige, aber das waren eben Vereinzelte. Vergessen wir Heinrich Mann nicht. Und auch die Weltbühne, obwohl mit einer winzigen Auflage, in den besten Zeiten 15.000 Stück, war ein seismografisches Instrument, vor allem dank Tucholsky. Gar nicht so selten hatte er fünf Artikel in einer Nummer, man kann sich kaum noch vorstellen, wie man das schafft. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten im Freitag für jede Nummer fünf Artikel schreiben. Wenn man ihn Frühwarnsystem nennen darf, dann war er das empfindlichste.

Hier noch einmal der Link zum vollständigen Interview

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Fotos Lyrik

Helmut Hahn malte Mehring für Lutz Görners „Lyrik für alle“

Helmut Hahn: Walter Mehring
Helmut Hahn: Walter Mehring

Dieses Porträt Walter Mehrings wurde für Lutz Görners Fernsehserie „Lyrik für alle“ von Helmut Hahn gemalt. Der ehemalige langjährige Chef des Malsaals des Deutschen Nationaltheaters in Weimar wählte dafür eine Mischung von Brauntönen. Das Bild ist auf festem Papier in DIN A2 (42 cm breit und 59,4 cm hoch) gemalt. Hahn zeichnete die Gesichtszüge stark konturiert mit Bleistift, nutzte dann vor allem Wasserfarben und nutzte zum letzten Feinschliff Tusche.

Unten folgt das Video der Sendung , für die das Porträt in Auftrag gegeben wurde:

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1998 Wissenschaft

Bettina Widners Dissertation untersuchte Mehrings „Müller“

1998 hat Bettina Widner ihre Dissertation „Die Stunde des Untertanen – Eine Untersuchung zu satirischen Romanen des NS-Exils am Beispiel von Irmgard Keun, Walter Mehring und Klaus Mann“ an der Freien Universität Berlin vorgelegt. Sie selbst fasst die Arbeit folgendermaßen zusammen:

„Die Dissertation behandelt selten rezipierte, in satirischer Schreibweise verfasste Romane aus dem NS-Exil der dreißiger Jahre. Es sind Romane, die nach den Voraussetzungen der Nazi-Herrschaft suchen. Sie weisen einer Gesinnungslosigkeit, die selbstverschuldeter Schwäche entspringt, ein hohes Maß an historischer Verantwortung zu. Die Exilromane stehen in der Aufklärungstradition deutscher Kleinbürgersatire seit Georg Christoph Lichtenberg und Heinrich Heine. Begriff und Bild des „Untertanen“, wie ihn Heinrich Manns Roman skizziert, belehnen alle untersuchten Exilsatiren.

Der Figur des Untertanen, des potenziell faschistischen, für antidemokratische Ideologie empfänglichen Kleinbürgers, werden schöpferische Charaktergestalten gegenübergestellt, Außenseiter, Schelme. In diesen Norm setzenden Figuren verkrusten sich bürgerliche Idealvorstellungen. Das kleinbürgerliche Denken des Untertanen ist als Schwundstufe bürgerlicher Existenz zu begreifen, die Nonkonformisten, indem sie bürgerliche Tugenden im Extrem ausleben, als die Gesinnungslosigkeit herausforderndes Gegenstück.

Einen offen der Ratio im emphatischen Sinne abschwörenden Gegner wie den Faschismus zu verlachen scheint auf den ersten Blick töricht. Doch ermöglicht das Lachen, unter Aufhebung reflexiv logischen Verhaltens, überhaupt auf die Realität gewalttätiger Willkür zu reagieren und den Widersinn, das Factum brutum NS, zunächst einmal als gegeben
wahrzunehmen – jenseits eines bloßen Verstummens.

In allen von mir untersuchten Werkgeschichten wirkt das Exil politisch radikalisierend. Am Ende eines solchen auktorialen Bewußtwerdungsprozesses steht nicht, wie zuweilen behauptet wurde, automatisch der Volksfrontgedanke. Der satirische Gestus ist eher einer der individualistischen Dogmenfeindlichkeit, gespeist aus Skepsis und Pessimismus. Doch wenn das provisorische Ich der Kritik in der Satire noch einmal einen Standort der  Perspektive findet, dann nur auf Kosten der Fortschrittsidee selbst. Die Romane legen offen, was der Nationalsozialismus der Literatur abfordert – die Aufwärtsbewegung der Kultur, des Geistes, der Zivilisation zu leugnen.

Die satirischen Exilromane sind als das demokratische Gegenstück zum sozialistischen  Widerstandsroman zu begreifen. In seiner jeweiligen Verarbeitung offenbart das Motiv „Kleinbürgerkritik“ den Dissens des Satirikers zur KP-Strategie.“

Hier ist der Link zur Zusammenfassung…

 

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2011 Prosa

Laszlo Glozer sortiert Mehrings Texte über Paul Klee neu

Walter Mehring: Paul Klee - Frühe Begegnung
Walter Mehring: Paul Klee - Frühe Begegnung

Vor einigen Tagen ist ein neues Buch von Walter Mehring erschienen. Der Piet Meyer Verlag aus Bern hat zwei Texte Mehrings über Paul Klee mit vielen Abbildungen und einem sehr überzeugenden Nachwort des Kunstkritikers Laszlo Glozer kombiniert. Dabei ist ein kleines, faszinierendes Buch entstanden, das vor allem zeigt, wie hellsichtig Mehring Paul Klee verstand und wie weit er seiner Zeit auch dabei voraus war.

In den 1950er-Jahren lebte Walter Mehring nach seinem Exil in Frankreich, Österreich, Frankreich und den USA in der Schweiz. Hier hatte er, der ehemalige Kunststudent, Bücher über Kunst und Kunstgeschichte zu veröffentlichen. Dabei ging es vor allem um DADA und um Paul Klee. Über letzteren konnte er einen Band in einer Kunstreihe des Scherz-Verlages veröffentlichen. Dieser Text ist im neuen Buch der tragende.

Walter Mehring hat seine eigenen Erlebnisse mit Paul Klee als Ausgangspunkt für eine kulturgeschichtliche Einordnung des Malers genommen. Dieses Prinzip zieht sich durch den ganzen Text. Dabei stellt sich Mehring nicht in den Mittelpunkt. Er konzentriert sich auf Klee. Aber Mehrings besondere Nähe zu seinem Thema macht den besonderen Reiz aus. Denn Mehring hat die ersten Bilder Klees schon 1916 in der Galerie „Der Sturm“ von Herwarth Walden betrachtet. Für ihn war das eine Erschütterung, wie sie nach Kindheit und Pubertät kaum noch zu erleben ist. Mehring hat Klee in der Galerie auch persönlich kennengelernt. Beide in Uniform während des 1. Weltkrieges. Und Mehring ganz schüchtern.

Mehring verdichtet diese autobiografischen Aspekte mit dem großen Respekt vor Paul Klee und dem historischen Kulturkampf zwischen der Moderne und der reaktionären Kunst, die bei den Nationalsozialisten dankbar aufgenommen wurde, fast zu einem Gedicht über Kunst.

Besonderes Augenmerk verdient der Essay von Laszlo Glozer. Er würdigt Mehring als einen hellsichtigen Zeitgenossen, der mit seiner Interpretation Klees ein Solitär in den 1950er-Jahren war. Er stellt aber auch heraus, dass Mehring mit seiner Sicht einen Blick eröffnete, die 30 Jahre später ihren Durchbruch schaffte. Denn Mehring würdigte Klee schon als politischen Menschen und Künstler, wobei politisch nicht einer Partei zugehörig meint. Nein, es geht um eine autonome Haltung, die immer den Menschen, die Menschlichkeit über alle Ismen stellt. In dieser Haltung ähneln sich der abstrakte Künstler, der Bauhaus-Professor auf der einen Seite und der radikale, autonome und individualistische Schriftsteller. Es findet sich nur ein kleiner Wehmutstropfen. Glozer schreibt immer von der neunbändigen Werkausgabe Mehrings. Es wäre interessant, welchen Band der tatsächlich zehn Bände er nicht kennt.

Es wäre schön, wenn dieser Band den Blick auf Mehring öffnen würde. Und wenn damit der Lyriker, Journalist, Dramatiker, Kabarettist, Kunstkritiker und Romancier wieder mehr Aufmerksamkeit bekäme.

Walter Mehring: Paul Klee – Frühe Begegnung. Piet Meyer Verlag, 120 Seiten
44 Abbildungen, davon 25 in Farbe. 12,80 Euro.

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1942 Biografisches

Mehrings Mutter Hedwig Stein stirbt in Theresienstadt

Totenschein Hedwig Stein
Totenschein Hedwig Stein

Dieser Totenschein müsste der von Walter Mehring Mutter Hedwig Stein sein. Unter diesem Namen trat die Opernsängerin auf. Als Hedwig Löwenstein kam sie zur Welt. Theresienstadt im heutigen Terezin war eine alte Festungsstadt. In ihr richteten die Nationalsozialisten ein furchtbares Ghetto und ein Konzentrationslager ein.

Link zur Quelle

(P.S. Auf dieses Dokument wurde ich von Oliver Bock hingewiesen (siehe Kommentar auf dieser Seite). Dafür vielen Dank!)

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1922 2003 Biografisches Lyrik

Marcellus Schiffer charakterisiert Walter Mehring

Marcellus Schiffer: Heute nacht oder nie
Marcellus Schiffer: Heute nacht oder nie

Marcellus Schiffer (1892 – 1932), einer der großen Chansontexter der 20er-Jahre, arbeitete bei einigen Kabarettprogrammen mit Walter Mehring zusammen. Am 20. Oktober 1922 hatte an der „Wilden Bühne“ von Trude Hesterberg (1892 – 1967) ein Programm Premiere, zu dem beide Texte beisteuerten. Der folgende Text ist ein Auszug aus Schiffers Tagebuch vom 20. Oktober 1922. Es enthält auch eine unverteilhafte Beschreibung Mehrings, die auch von Neid geprägt ist. Noch wenige Monate vorher, versuchte er sich mit Mehring gut zu stellen, weil er ihn als Fürsprecher benötigte. Die „Wilde Bühne“ hatte Trude Hesterberg 1921 im Souterrain des Theaters des Westens eröffnet. Am 24. Oktober 2011 entüllte Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz eine Gedenktafel an das Kabarett am Theater des Westens. In ihr werden viele Akteure, Texte und Autoren aufgeführt. Der Name des Berliners Walter Mehring fehlt in der Pressemitteilung der Staatskanzlei von Klaus Wowereit.

„Freitag, den 20. Oktober Kotzmiserabel und hoffnungslos. Alles scheint schiefzugehen wie gewöhnlich. Viel Ärger mit dem Engagement beim Rochus-Gliese-Film, das immer noch nicht zustande gekommen. Immer nur Versprechungen und sichere Zusagen, aber kein Vertrag. Wenn das wieder fehlschlägt, glaube ich an gar nichts mehr. Viele Proben in der Wilden Bühne, auch viel Ärger, weil unmögliche Menschen mit nicht gerade meinem Geschmack. Kein Wunder danach der Erfolg des Blauen Vogels. Von mir vier Couplets. Fliegentüten. Niveau für Dora Paulsen, eine eingebildete, mäßig begabte Anfängerin,
der es sich nicht einmal lohnt meine Meinung zu sagen, weil sie zu blöde ist. Charlot von Kate Kühl fabelhaft vorgetragen, und Die bessere Sache von Bendow unübertrefflich. – Walter Mehrings Sachen sehr gut – bis auf Gerrons, aber nach meinem Empfinden nicht so für Publikum geeignet. Man fragt: »Na und?« Bis auf Die kleine Stadt, die fabelhaft gemacht ist bis auf den letzten Vers, der sehr überflüssig und sentimental: alles schon dagewesen. Mehring selbst wie eine kleine Ratte oder so was, mißgünstig, ehrgeizig, unsympathisch, verbissen, verbittert, unzufrieden mit seinem Aussehen, wie mir scheint. Ein unsympathischer, aber fabelhaft begabter Mensch. – Heute abend ist Premiere des Programms. Sehr gespannt! Toi-toi-toi!“

Marcellus Schiffer: Heute nacht oder nie – Tagebücher, Erzählungen, Gedichte Zeichnungen hg. von Viktor Rotthaler; Bonn: Weidle Verlag 2003, S. 111.

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1935 Zeitschriften

„In die Bresche springen!“ – Über den Fall Furtwängler im Pariser Tagblatt

"Walter Mehring: "In die Bresche springen!" - Faksimile aus dem "Pariser Tagblatt", Nummer 365 / 2. Jahrgang
"Walter Mehring: "In die Bresche springen!" - Faksimile aus dem "Pariser Tagblatt", Nummer 365 / 2. Jahrgang

Das Pariser Tagblatt wurde von der Deutschen Nationalbibliothek digitalisiert. Die gesamte Zeitungsseite, auf der die Texte stehen, sind dort zu finden…