In der kommenden Woche wird im Zürcher Sogar-Theater eine neue Walter-Mehring-Revue aufgeführt. In der Folge ist der Pressetext zu lesen:
Das Leben Walter Mehrings (1896-1981) wird als exemplarische Biographie des 20. Jahrhunderts auf die Bühne gebracht: er war Künstler, Faschismuskritiker und Exilant. Seine Werke, inzwischen selten gelesen, sollen wieder ins Licht gerückt werden, den sie haben nichts von ihrer poetischen Virtuosität und intellektueller Schärfe verloren. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Mehring in Zürich, wo er zum Beispiel im Theater Stok auftrat oder im Café Odeon „studierte“, wie er selber notierte.
Seit 1915 gehört Walter Mehring zum Kreis der Expressionisten um Herwarth Walden herum und später zu den Berliner und Pariser Dadaisten. Mit Künstlerkollegen wie Kurt Tucholsky ist er auf den Berliner Bühnen Max Reinhardts, Rosa Valettis und Trude Hesterbergs zu Hause. In den 1920er Jahren feiert er als Autor und Journalist grosse Erfolge. 1929 wird sein Theaterstück „Der Kaufmann von Berlin“ uraufgeführt: Mit dem Aufkommen der Nationalsozialisten wird es für den bekennenden Pazifisten immer schwieriger, in Deutschland zu publizieren.
Er hat die Katastrophe schon lange heraufziehen sehen, ist dennoch nach Jahren in Paris, 1928 nach Berlin zurückgekehrt, wo er 1933 im letzten Moment den nationalsozialistischen Häschern entkommen kann. Danach beginnt seine Odyssee, die ihn über Wien, Internierungslager in Südfrankreich, Marseille, La Martinique und die USA führt. Dem letzten Kapitel seines Lebens, Zürich, wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet, denn hier leben noch viele Menschen, die ihn persönlich gekannt haben. Hier wo er nochmals seine ihm teuren kleinen Hotels und Cafés gefunden hat, aber auch hier, wo der durch die Emigration gebrochene Mehring nicht mehr heimisch geworden ist. Bis zu seinem Tod vor 30 Jahren fühlte er sich „staatenlos im Nirgendwo“.
Mit Graziella Rossi und Helmut Vogel stehen zwei ausgezeichnete Schauspieler auf der Bühne, die sich in ihren Produktionen wiederholt um vergessene Autoren bemühen. Der Komponist und Pianist Daniel Fueter wird das Projekt musikalisch begleiten und eigene Kompositionen beisteuern, denn Musik hat in Mehrings Leben eine wichtige Rolle gespielt. Die Mutter, Hedwig Mehring-Stein, war Opernsängerin und das Motto „De la musique avant tout“ zierte Mehrings Manuskripthefte. Friedrich Holländer und Kurt Weill haben mit Mehring zusammengearbeitet.
Walter Mehring war ein Individualist, er schloss sich keiner Partei oder ideologischen
Gruppierung an. Er erkannte die Zeichen der Zeit früher als andere und hat mit seiner
Feder darauf reagiert: Mit Sprachwitz, mit Satire, mit lustvoller Provokation und viel
Einfühlungsvermögen für Aussenseiter und Deklassierte. Seine Biographie und sein
Werk sind nicht nur Zeugnis für die Umbrüche des letzten Jahrhunderts, sondern
auch Wegweiser für unsere Zeit.
„Mit der Güte des Menschen warʼs mal wieder nichts“
Eine Walte Mehring-Revue
Spiel: Graziella Rossi und Helmut Vogel
Piano: Daniel Fueter
Buch und Konzept: Karen Roth-Krauthammer
Vorstellungen: Donnerstag, 26. April, 20.30 h – Premiere
Freitag, 27. April, 20.30 h
Samstag, 28. April, 20.30 h
Sonntag, 29. April, 17.00 h
Web: http://www.sogar.ch