Und nun nach Hamburg! Peter Sachse, der zu gleicher Zeit in Berlin
dreizehn Kabaretts leitete und in den zwanziger Jahren auch am Kurfürstendamm eine Stätte der Kleinkunst, ››Karussell« genannt, gründete, ließ Viktor Auburtin seine kleinen Miniaturen und Roda-Roda seine berühmten Militäranekdoten lesen. Er veranlaßte auch Walter Mehring und Willi Engel-Berger den »Seemanns-Choral« für sein Brettl zu schreiben.
››In Hamburg an der Elbe,
gleich hinter dem Ozean,
ein Mädchen von St. Pauli
und von der Reeperbahn.
Ein Mädchen, daß bei Tag und Nacht,
die ganze Zeit nur an uns hat gedacht,
ein Mädchen von der Reeperbahn«
Wer kennt ihn nicht, diesen Song, der in alle Sprachen übersetzt worden ist! Kreiert im Jahre 1928 von dem unvergeßlichen Harry Lambert-Paulsen und Viktor Schwanneke, von Paul Westermeier und mir. Sogar verlegt habe ich diesen Song in der kurzen Zeit, als ich Inhaber eines Musikverlages war.
Noch zur rechten Zeit fiel uns bei unserer Sendung im Nordwestdeutschen Rundfunk in Hamburg kurz nach dem Krieg das Lied wieder ein, und wir sangen es aus Dankbarkeit für acht Wochen Gastfreundschaft, die uns die Hamburger damals gewährten.
Oft aber stimmten wir es auch in mitternächtlicher Stunde in unseren
Kabinen an, sofern etwas Trinkbares zu ergattern war. Denn wir wohnten, wie es sich in Hamburg eigentlich gehört, auf dem Wasser, im Hafen.
(Willi Schaeffers: Tingeltangel – Ein Leben für die Kleinkunst; aufgezeichnet von Erich Ebermayer; Hamburg: Broschek Verlag 1959; S. 149 f.)