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2022 Biografisches Brief Kunst Prosa

„Verrufene Malerei“ erscheint als Neuauflage

Es geht weiter! Verleger Bernd Zocher macht erneut Texte Walter Mehrings wieder im Buchhandel zugänglich. Diesmal sind es seine Beobachtungen über die Kunst der Moderne, die Mehring erstmals 1958 im Diogenes Verlag veröffentlichen konnte. Ergänzt wird die von Martin Dreyfus herausgegebene Ausgabe um Briefe Mehrings an Daniel Keel, den Diogenes-Verleger. „Verrufene Malerei – Von Malern, Kennern und Sammlern“ ist in der Neuausgabe eine wunderbare Entdeckungstour durch eine Kunstepoche, die wir heute als einen explosiven Aufbruch in alle möglichen Richtungen in den Museen der Welt bewundern.

Walter Mehring machte sich nach dem Abitur auf den Weg Künstler zu werden. Das war sein großes Ziel. Aber es kam anders. Die bildende Kunst, vor allem die Zeichnung, blieb ein Leben lang sein Hobby. Stattdessen begann er zu Schreiben. Doch die Begeisterung, die Faszination an der bildenden Kunst blieb ihm – als Stoff für Texte, aber vor allem auch als Sammler. In seiner Berliner Wohnung beherbergte er „eine Kunstsammlung von Bildern, Graphiken, Collages damals verrufener, heute weltgerühmter Maler“, wie Mehring selbst 1963 schrieb. Doch all das verlor er wie die Bibliothek seines Vaters, die er selbst stark erweiterte, durch die Flucht nach der Machtübernahme durch die Nazis.

Von den ersten Begegnungen mit der Kunst in Herwarth Waldens Galerie, über DADA, Besuche bei den Pariser Künstlern in den 1920er-Jahren, als er selbst zweimal für mehrere Jahre in Paris lebte, bis hin zur Zeit im Exil reichen die eigenen Erlebnisse Mehrings mit der Kunst und den Künstlern. Aus diesem enormen eigenen Erfahrungsschatz formte er in den Jahren nach der Rückkehr nach Europa sein Buch, das jetzt in der Form der ersten Ausgabe wieder erschienen ist. Es ist mehr als ein Zeitzeugnis. Es ist aus heutiger Sicht vor allem einer dieser Texte, die so erschütternd deutlich machen, was durch die zwölf Jahre Barbarei alles zerstört und auseinandergerissen worden ist.

Sowohl die reiche Bebilderung als auch das Nachwort von Martin Dreyfus sind eine gute und notwendige Ergänzung zu den Texten Mehrings. Es bleibt kein Wunsch offen. Nur einer: Hoffentlich haben Bernd Zocher und Martin Dreyfus weiterhin die Kraft, Walter Mehring durch Neuauflagen vor dem Vergessen zu retten.

Links zum Thema:
Pressetext der Claassen-Ausgabe von Verrufene Malerei – Berlin DADA

Links zu den Neuauflagen Mehrings bei Zocher/Elster:
Elster Verlag gibt Sturm- und DADA-Texte heraus
Elster Verlag legt die „Verlorene Bibliothek“ neu auf
Mehrings Gedichte neu zuhaben: Dass diese Zeit uns wieder singen lehre

 

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