Am 8. Dezember 1919 wurde das dritte „Schall undRauch“-Kabarett eröffnet. Es war im Keller des Berliner GroßenSchauspielhauses untergebracht. Oben lief die „Orestie“ von Aischylosund unten die Parodie darauf. So hatte es der Intendant des Theaters undRegisseur der „Orestie“, Max Reinhardt, selbst bei Walter Mehringbestellt. Der damals 23jährige lieferte ein echtes DADA-Produkt ab – inZusammenarbeit mit George Grosz und John Heartfield. Mehring schrieb dasPuppenspiel „Einfach klassisch! Eine Orestie mit glücklichemAusgang“, Grosz entwarf das Bühnenbild und die Marionetten und Heartfieldschuf die Puppen.
Derzeit sind vier der Puppen in einer Berliner Ausstellungzu sehen. „GeorgeGrosz in Berlin“ heißt die Schau im Bröhan-Museum. Sie sind keineOriginale, wurden aber 1972 rekonstruiert. Und so bieten sie eine selteneGelegenheit einen echten Eindruck von diesem Puppenspiel zu bekommen, beidessen Aufführung auch Friedrich Hollaender, Blandine Ebinger, Fränze Roloff,Lotte Stein, Edgar Kanisch, Gustav von Wangenheim und Eberhardt Wrede mitwirkten.
Die Puppen sind seltene Kunstwerke, in denen der Geistmehrerer Künstler klar zu erkennen ist. Sie passen natürlich hervorragend zuMehrings Text und spiegeln die Regieanweisungen zu den Figuren. Dann sind sieklar als Werke von George Grosz zu erkennen. Würde man sie heute mit einem Bildbearbeitungsprogramm im Sketch-Modus bearbeiten, käme der klare, böseStrich von George Grosz auf dem Bildschirm zum Vorschein. Und dann zeigen sieauch noch die Experimentierfreude John Heartfields. Ein Besuch in derAusstellung, die noch bis zum 6. Januar 1919 zu sehen ist, lohnt sich also auchfür Freunde Walter Mehring.