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1968 Biografisches

Gisela Zoch-Westphal erinnert sich an Mascha Kaleko und Walter Mehring

Auf der Frankfurter Buchmesse ist eine neue Gesamtausgabe der Werke Mascha Kalekos erschienen. Water Mehring war mit ihr befreundet. Regelmäßig schrieben sie sich Briefe, waren miteinander in Kontakt. Susanne Burg führte für Deutschlandradio Kultur anläßlich des Erscheinens der Kaleko-Ausgabe ein Interview mit ihrer langjährigen Freundin Gisela Zoch-Westphal. In ihm erinnert sie sich an einen Abend im Jahr 1968, als sie neben Walter Mehring saß und Mascha Kaleko kennenlernte. Zwar unterlaufen ihr zwei Fehler – Mehring erinnert sich an einen Abend 1933 und Mehring war kein Kommunist – dennoch sind die Sätze lesenswert:

Zoch-Westphal: Das war ein Abendessen, das der deutsche Konsul Dr. Christoph Niemöller gab in einem der berühmten Zunfthäuser in Zürich. Es waren nur mit Mascha Kaléko und ihrem Mann zwölf Gäste. Ich war allein dort und mein Tischnachbar war Walter Mehring. Und das darf ich vielleicht doch rasch erzählen: Nach der Suppe griff Walter Mehring sein Glas, klopfte ans Glas und sagte, ich trinke auf Mascha Kaléko, ohne sie wäre ich nicht hier, Mascha Kaléko verdanke ich mein Leben!

Und er erzählte kurz eine Szene von 1934 aus dem Romanischen Café, dort waren Gestapo-Leute in Zivil aufgetaucht, fragten nach Mehring, Mascha hatte das gerade so mitgekriegt, gab Mehring ein Zeichen, der kapierte sofort, stand auf, ohne zu zahlen, verließ das Café, lief zum nächsten Bahnhof, das war Bahnhof Zoo, stieg in den nächsten Zug, der fuhr nach Paris. Er war den Häschern entgangen! Und Mascha Kaléko hat mit denen noch herumgeschäkert. Sie war ja ungeheuer attraktiv und mit einer starken erotischen Ausstrahlung. Sie war gefährdet, sie war Jüdin! Walter Mehring war Kommunist, wurde verfolgt!

Das gesamte Interview auf dradio.de…

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2012

„Mit der Güte des Menschen warʼs mal wieder nichts“

In der kommenden Woche wird im Zürcher Sogar-Theater eine neue Walter-Mehring-Revue aufgeführt. In der Folge ist der Pressetext zu lesen:

Das Leben Walter Mehrings (1896-1981) wird als exemplarische Biographie des 20. Jahrhunderts auf die Bühne gebracht: er war Künstler, Faschismuskritiker und Exilant. Seine Werke, inzwischen selten gelesen, sollen wieder ins Licht gerückt werden, den sie haben nichts von ihrer poetischen Virtuosität und intellektueller Schärfe verloren. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Mehring in Zürich, wo er zum Beispiel im Theater Stok auftrat oder im Café Odeon „studierte“, wie er selber notierte.

Seit 1915 gehört Walter Mehring zum Kreis der Expressionisten um Herwarth Walden herum und später zu den Berliner und Pariser Dadaisten. Mit Künstlerkollegen wie Kurt Tucholsky ist er auf den Berliner Bühnen Max Reinhardts, Rosa Valettis und Trude Hesterbergs zu Hause. In den 1920er Jahren feiert er als Autor und Journalist grosse Erfolge. 1929 wird sein Theaterstück „Der Kaufmann von Berlin“ uraufgeführt: Mit dem Aufkommen der Nationalsozialisten wird es für den bekennenden Pazifisten immer schwieriger, in Deutschland zu publizieren.

Er hat die Katastrophe schon lange heraufziehen sehen, ist dennoch nach Jahren in Paris, 1928 nach Berlin zurückgekehrt, wo er 1933 im letzten Moment den nationalsozialistischen Häschern entkommen kann. Danach beginnt seine Odyssee, die ihn über Wien, Internierungslager in Südfrankreich, Marseille, La Martinique und die USA führt. Dem letzten Kapitel seines Lebens, Zürich, wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet, denn hier leben noch viele Menschen, die ihn persönlich gekannt haben. Hier wo er nochmals seine ihm teuren kleinen Hotels und Cafés gefunden hat, aber auch hier, wo der durch die Emigration gebrochene Mehring nicht mehr heimisch geworden ist. Bis zu seinem Tod vor 30 Jahren fühlte er sich „staatenlos im Nirgendwo“.

Mit Graziella Rossi und Helmut Vogel stehen zwei ausgezeichnete Schauspieler auf der Bühne, die sich in ihren Produktionen wiederholt um vergessene Autoren bemühen. Der Komponist und Pianist Daniel Fueter wird das Projekt musikalisch begleiten und eigene Kompositionen beisteuern, denn Musik hat in Mehrings Leben eine wichtige Rolle gespielt. Die Mutter, Hedwig Mehring-Stein, war Opernsängerin und das Motto „De la musique avant tout“ zierte Mehrings Manuskripthefte. Friedrich Holländer und Kurt Weill haben mit Mehring zusammengearbeitet.

Walter Mehring war ein Individualist, er schloss sich keiner Partei oder ideologischen
Gruppierung an. Er erkannte die Zeichen der Zeit früher als andere und hat mit seiner
Feder darauf reagiert: Mit Sprachwitz, mit Satire, mit lustvoller Provokation und viel
Einfühlungsvermögen für Aussenseiter und Deklassierte. Seine Biographie und sein
Werk sind nicht nur Zeugnis für die Umbrüche des letzten Jahrhunderts, sondern
auch Wegweiser für unsere Zeit.

Mit der Güte des Menschen warʼs mal wieder nichts
Eine Walte Mehring-Revue
Spiel: Graziella Rossi und Helmut Vogel
Piano: Daniel Fueter
Buch und Konzept: Karen Roth-Krauthammer
Vorstellungen: Donnerstag, 26. April, 20.30 h – Premiere
Freitag, 27. April, 20.30 h
Samstag, 28. April, 20.30 h
Sonntag, 29. April, 17.00 h
Web: http://www.sogar.ch

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1973 Fotos

Walter Mehring 1973 im Zürcher Restaurant „Kronenhalle“

In den 1970er-Jahren wurde Zürich immer mehr zum festen Wohnort Walter Mehrings. Das  Stadtarchiv Schaffhausen zeigt auf seiner Internetseite Kontaktabüge von Fotos von  Bruno und Eric Bührer. Sie haben ihn im Zürcher Restaurant „Kronenhalle“ forografiert. Hier sind einige Ausschnitte aus den Kontaktabzügen zu sehen:

Walter Mehring in der "Kronenhalle" 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer

Walter Mehring in der „Kronenhalle“ 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer

Walter Mehring in der "Kronenhalle" 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer

Walter Mehring in der „Kronenhalle“ 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer

 

Walter Mehring in der "Kronenhalle" 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer
Walter Mehring in der "Kronenhalle" 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer

 

Walter Mehring in der "Kronenhalle" 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer
Walter Mehring in der "Kronenhalle" 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer

 

Walter Mehring in der "Kronenhalle" 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer
Walter Mehring in der "Kronenhalle" 1973. Fotos: Bruno und Eric Bührer
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1973 Brief Zeitschriften

Mehring ist mit der Zürcher Weltwoche unzufrieden

Brief Walter Mehring vom 31. Mail 1973 an François Bondy (1915–2003).
Brief Walter Mehring vom 31. Mail 1973 an François Bondy (1915–2003).

In seinem letzten Lebensjahrzehnt lebte Mehring vor allem in Zürich. Am 31. Mail 1973 schreibt er einen Brief an François Bondy (1915–2003). In ihm beklagt er sich, dass die Weltwoche ihn kaum noch berücksichtigt. Den Brief hat die Zentralblbliothek Zürich online gestellt. Hier ist der Link zum Original.