Vita | 1921 bis 1925

Hier entsteht ein Lebenslauf Walter Mehrings, in dem biografische und bibliografische Daten chronologisch gesammelt werden. Hinweise und Ergänzungen sind herlich willkommen (info@walter-mehring.info).

1920 ->
– „Das politische Cabaret“ erscheint. Die Sammlung von Chansons und Couplets ist das erste Buch Walter Mehrings
– bis 1924 Mitarbeit an der „Weltbühne“

1921 ->
– „Das Ketzerbrevier“ ist das zweite Buch mit einer Sammlung von Kabarett-Texten
– Trude Hesterberg eröffnet in Souterrain des Theaters des Westens die „Wilde Bühne“. Walter Mehring wird Hausautor des Kabaretts.
– 20. Oktober: Premiere in der „Wilden Bühne„, unter anderen wird „Die kleine Stadt“ aufgeführt.

1922 ->
– Mehrere Reisen nach Paris

1923
– „Wedding.Montemerte“ erscheint als drittes Buch

1924
– „In Menschenhaut – Um Menschenhaut – Um Menschenhaut herum“ erscheint als erster Prosa-Band mit Erzählungen und Grotesken
– „Europäische Nächte“ ist der vierte Lyrik-Band Mehrings
– Mehring übersetzt sein erstes Buch: Honoré de Balzacs „Schnurrige, knurrige affentheuerliche und pantagreuliche …   Trollatische Geschichten …“  im Rahmen einer Werkausgabe bei Rowohlt
– Die zweite Übersetzungsarbeit des Jahres sind die „Französischen Revolutionslieder“ von Pottier/Clement für die Malik-Bücherei
– Mehring reist nach England (was in „Westnordwestviertelwest“ verarbeitet werden wird)
– Mehring zieht von Berlin nach Paris

1925 ->
– Mit der Novelle „Westnordwestviertelwest“ erscheint der zweite Prosa-Band
– „Neubestelltes Abenteuerliches Tierhaus“ heißt der dritte Prosa-Band
– Walter Mehring beginnt für das Tage-Buch von Leopold Schwarzschild zu arbeiten

1896 bis 1920
1921 bis 1925
1926 bis 1930
1931 bis 1935
1936 bis 1940
1941 bis 1945
1946 bis 1950
1951 bis 1955
1956 bis 1960
1961 bis 1965
1966 bis 1970
1971 bis 1975
1976 bis 1981

 

Kategorien
1922 2003 Biografisches Lyrik

Marcellus Schiffer charakterisiert Walter Mehring

Marcellus Schiffer: Heute nacht oder nie
Marcellus Schiffer: Heute nacht oder nie

Marcellus Schiffer (1892 – 1932), einer der großen Chansontexter der 20er-Jahre, arbeitete bei einigen Kabarettprogrammen mit Walter Mehring zusammen. Am 20. Oktober 1922 hatte an der „Wilden Bühne“ von Trude Hesterberg (1892 – 1967) ein Programm Premiere, zu dem beide Texte beisteuerten. Der folgende Text ist ein Auszug aus Schiffers Tagebuch vom 20. Oktober 1922. Es enthält auch eine unverteilhafte Beschreibung Mehrings, die auch von Neid geprägt ist. Noch wenige Monate vorher, versuchte er sich mit Mehring gut zu stellen, weil er ihn als Fürsprecher benötigte. Die „Wilde Bühne“ hatte Trude Hesterberg 1921 im Souterrain des Theaters des Westens eröffnet. Am 24. Oktober 2011 entüllte Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz eine Gedenktafel an das Kabarett am Theater des Westens. In ihr werden viele Akteure, Texte und Autoren aufgeführt. Der Name des Berliners Walter Mehring fehlt in der Pressemitteilung der Staatskanzlei von Klaus Wowereit.

„Freitag, den 20. Oktober Kotzmiserabel und hoffnungslos. Alles scheint schiefzugehen wie gewöhnlich. Viel Ärger mit dem Engagement beim Rochus-Gliese-Film, das immer noch nicht zustande gekommen. Immer nur Versprechungen und sichere Zusagen, aber kein Vertrag. Wenn das wieder fehlschlägt, glaube ich an gar nichts mehr. Viele Proben in der Wilden Bühne, auch viel Ärger, weil unmögliche Menschen mit nicht gerade meinem Geschmack. Kein Wunder danach der Erfolg des Blauen Vogels. Von mir vier Couplets. Fliegentüten. Niveau für Dora Paulsen, eine eingebildete, mäßig begabte Anfängerin,
der es sich nicht einmal lohnt meine Meinung zu sagen, weil sie zu blöde ist. Charlot von Kate Kühl fabelhaft vorgetragen, und Die bessere Sache von Bendow unübertrefflich. – Walter Mehrings Sachen sehr gut – bis auf Gerrons, aber nach meinem Empfinden nicht so für Publikum geeignet. Man fragt: »Na und?« Bis auf Die kleine Stadt, die fabelhaft gemacht ist bis auf den letzten Vers, der sehr überflüssig und sentimental: alles schon dagewesen. Mehring selbst wie eine kleine Ratte oder so was, mißgünstig, ehrgeizig, unsympathisch, verbissen, verbittert, unzufrieden mit seinem Aussehen, wie mir scheint. Ein unsympathischer, aber fabelhaft begabter Mensch. – Heute abend ist Premiere des Programms. Sehr gespannt! Toi-toi-toi!“

Marcellus Schiffer: Heute nacht oder nie – Tagebücher, Erzählungen, Gedichte Zeichnungen hg. von Viktor Rotthaler; Bonn: Weidle Verlag 2003, S. 111.