Mehr als die Hälfte des Programms sind Lieder Walter Mehrings. Nicht umsonst hatte Gisela May das Chanson-Programm „Hoppla, wir leben“ genannt. Im Januar 1974 wurden zwei Aufführungen in der Ost-Berliner „Distel“ mitgeschnitten und schließlich auch als Schallplatte veröffentlicht. Diese ist mehr als ein Zeitdokument. Sie ist auch mehr als 40 Jahre später noch frisch. Wer erleben will, dass die Texte Walter Mehrings für die Musik gemacht sind, wird sie immer wieder auflegen.
Kategorie: 1975
München 2, den 10. April 75
Verehrter Hans Bender,
wo bleibt die Antwort auf 4 Briefe = Anfragen über die Publikation in den AKZENTEN = des Aufsatzes von klaus Peter Dencker und meiner Texte [denen Sie „viele Seiten einräumen“ wollen =
?
Ich vermute, Sie haben : ein geräumiges Office = nicht, wie ich ein einziges Hotelzimmer mit einem Kleiderschrank voller Manuscripte = : = ja, vielleicht sogar eine Sekretärin, der Sie Ihre Antworten diktieren können =
AKZENTE könnten mir eine der wenigen gelegenheiten bieten, ernsthaft zu Worte zu kommen –
mit vielen Grüßen
– Ihr
Walter Mehring
Volker Neuhaus (Hg.): Briefe an Hans Bender; Köln: Kulturkreis der Deutschen Industrie e.V. 1984.
München, den 11.4. 75
Verehrter, lieber Hans Bender,
meinen besten Dank für Ihren Antwortbrief –
Meine Ungeduld hängt wohl mit meiner Situation zusammen – Fehlschläge, Enttäuschungen…
Nichts Wesentliches ist – seit meiner Rückkehr aus den U.S.A. über meine Arbeiten berichtet worden »Ein vergessener Autor« – »oft verblüffender Reimkünste« – [so etwa wie: Paganini konnte den Teufelstriller auf einer Saite spielen …]
Soweit die Druckerschwärze reicht, keine Spur von einem Verleger für meinen Abschlußband [-LOST LIBRARY – Verrufene Malerei – Ketzerbrevier] …
[für = Arbeitstitel »Nachttagebuch aller Exile] — dessen erste Fassung ich bei meiner Einlieferung in’s Krankenhaus schon einmal aufgeben mußte …
Die »WM-Chronik« würde mein erster authentischer Zeitbericht sein = dokumentarisch; biographisch …
[»gewissenhaft genau – und so muß man auch sein wenn man mit dem Worte umgeht …« And I quote you! =
Mit besten Grüßen und vielen Wünschen
Ihr
Walter Mehring
Volker Neuhaus (Hg.): Briefe an Hans Bender; Köln: Kulturkreis der Deutschen Industrie e.V. 1984; S. 169
München, den 8. 6. 75
Verehrter, lieber Herr Hans Bender,
sobald das AKZENTE-heft mit meinem Beitrag erscheinen sollte, senden Sie doch, bitte ein Exemplar an mich id est:
das Hôtel Opera
Dufourstraße
CH 8008 Zürich
(- bitte, aufbewahren -!)
Ich bin zur Zeit – überarbeitet – befaßt mit der Lieferung eines – termingebundenen, umfangreichen Manuscriptes – und ich will mich in ein romantisches Kleinstädtchen – in der Nähe von Zürich – zurückziehen …
Das Akzente-heft wird wohl der erste Bericht sein – seit meinem »Comeback to Europe« – der sich authentisch – subjektiv – objektiv – mit meinen literarischen Arbeiten befaßt …
Mit freundlichsten Grüßen
Ihr
Walter Mehring
Volker Neuhaus (Hg.): Briefe an Hans Bender; Köln: Kulturkreis der Deutschen Industrie e.V. 1984; S. 170
München, den 7.4.75
Verehrter Hans Bender,
»Sie wissen«, schrieben Sie mir – am 1. Februar – »daß ich demnächst in »Akzente« einen Aufsatz von Dr. Dencker veröffentliche …« = Wissen möchte ich doch gern, was daraus – ob etwas daraus geworden ist-?- Denn Dr. Dencker, der in vielen anderen Aufsätzen mich betreut hat, hat diesmal nichts von sich hören lassen =
Sie wünschten, daß – – – »als neuer Text … am besten etwas Autobiographisches hinzukäme …« Ich sandte Ihnen Dokumentarisches, das zuverlässiger ist, als jede Selbstdarstellung = zu Ihrer Auswahl … Doch bestätigt haben Sie es mir nicht … es auch nicht abgelehnt – – – Ein paar Zeilen wäre es wohl wert gewesen – – –
Mit besten Grüßen
Ihr
Walter Mehring
P. S. zu Ihrem Brief: »… vor 3 Jahren nach meiner Müller-Rezension in der WELTWOCHE …«
= eben erhielt ich die Abrechnung des Fackelträger-Verlages: = »seit 1974 … kein Absatz…«
Volker Neuhaus (Hg.): Briefe an Hans Bender; Köln: Kulturkreis der Deutschen Industrie e.V. 1984; S. 167