Vita | 1896 bis 1920

Hier entsteht ein Lebenslauf Walter Mehrings, in dem biografische und bibliografische Daten chronologisch gesammelt werden. Hinweise und Ergänzungen sind herlich willkommen (info@walter-mehring.info).

1896
– 29. April: Walter Mehring wird als Sohn von Sigmar Mehring und Hedwig Löwenstein geboren. Sigmar Mehring (17.02.1856 – 10.12.1915) ist Redakteur, Hedwig Stein (Künstlername) ist Opernsängern (geb. Löwenstein, 26.10.1866 – 09.08.1942).

1912
– Mehring besucht um 1912 erstmals das Café Größenwahn, in dem sich die Bohéme Berlins trifft. Mit dabei sind seine Freunde Erwin Blumenfeld und Paul Citroen.
– Im April/Mai findet in Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“ die Ausstellung der Futuristen statt. Mehring besucht sie und ist von den radikal modernen Kunstwerken nachhaltig beeindruckt.

1913
Mehring gibt nach dem Besuch des Ersten Deutschen Herbstsalons in Herwath Waldens Galerie Sturm im Herbst den Plan auf, Maler zu werden.

1914
– Abitur als externer Abiturient am kgl. Wilhelms-Gymnasium in Berlin.
– Immatrikulation an den Universitäten Berlin und München in Kunstgeschichte.

1915
Oktober: Paul Citroen, einer der Freunde Mehrings, stellt in der elterlichen Wohnung seine Bilder aus; mit dabei: Walter Mehring und Erwin Blumenfeld. –>
10. Dezember: Mehrings Vater Sigmar stirbt mit mit 59 Jahren. Letzter Besucher bei ihm war Ernst Toller, bevor als Soldat an die Front musste.

1916
Oktober: Herwarth Walden veröffentlicht die ersten Texte Walter Mehrings in der Expressionisten-Zeitschrift „Der Sturm„.
Dezember: Einberufung zum I. Ersatz-Feld-Artillerie-Regiment 45 in Jüterbog.

1917
Nach der Ausbildung zum Richtkanonier wird er zum Spandauer Trainbataillon versetzt, wo er Munitionstransporte schützt.

1918
– Als „Pipi Dada“ schließt sich Walter Mehring der DADA-Bewegung an.

1919 ->
– Mehring schreibt für die Zeitschriften der DADA-Bewegung.
– Dezember: Bei der Eröffnung des zweiten Kabaretts „Schall und Rauch“ von Max Reinhardt im Keller von dessen Großem Schauspielhaus wird auch Mehrings Puppenspiel „Einfach klassisch! Eine Orestie mit glücklichem Ausgang“ aufgeführt.

1896 bis 1920
1921 bis 1925
1926 bis 1930
1931 bis 1935
1936 bis 1940
1941 bis 1945
1946 bis 1950
1951 bis 1955
1956 bis 1960
1961 bis 1965
1966 bis 1970
1971 bis 1975
1976 bis 1981

Prosa

Diese Bibliografie will vollständig werden. Wenn Sie weitere Publikationen kennen, so teilen Sie mir diese bitte mit. Sie werden ergänzt. So kann das Wissen über Walter Mehring wachsen.

In Menschenhaut. Aus Menschenhaut. Um Menschenhaut herum. Phantastika, Potsdam: Kiepenheuer 1924. _
– Reprint; Berlin/Darmstadt: Agora 1977). _

Neubestelltes Abentheuerliches Tierhaus. Eine Zoologie des Aberglaubens, der Mystik und Mythologie vom Mittelalter bis auf unsere Zeit; Potsdam: Kiepenheuer 1925. -_> _

Westnordwestviertelwest oder Über die Technik des Seereisens, Berlin: Elena Gottschalk Verlag 1925. _

Paris in Brand; Berlin: Th. Knaur Nachf. 1927. _
– Berlin: Universum-Bücherei 1931. _
– Hg. v. Christoph Buchwald; Düsseldorf: Claassen 1979 (= WMW, Bd. V). _
– Taschenbuchausgabe der WMW, Bd. 5; Frankfurt/M. – Berlin – Wien: Ullstein 1981
(= Ullstein Buch 37031) _

Algier oder Die 13 Oasenwunder. Berlin: Verlag Die Schmiede 1927. _
– Reprint; Icking Kreisselmeier Verlag 1965. _

Naziführer sehen dich an. 33 Biographien aus dem Dritten Reich; Paris: Editions de Carrefour 1934 (anonym erschienen). _

Müller. Chronik einer deutschen Sippe von Tacitus bis Hitler; Wien: Gsur 1935. _
– Müller. Chronik eines teutschen Stammbaums; Hannover: Verlag für Literatur und Zeitgeschehen 1960. _
– Müller. Chronik einer deutschen Sippe; Hannover: Fackelträger 1971. _
– Hg. v. Christoph Buchwald; Düsseldorf: Claassen 1978 (= WMW, Bd. 2). _
– Taschenbuchausgabe der WMW, Bd. 2; Frankfurt/M. – Berlin – Wien Ullstein 1980 (= Ullstein Buch 37021). _
– Mit Materialien ausgw. u. eing. v. Dirk Mende; Stuttgart: Klett 1982 (= Editionen für den Deutschunterricht). _
– Müllerowie – Kronika niemieckiego rodu  (übersetzt von Jan Kozbial);  in: Walter Mehring: Müllerowie – Noc tyrana ; Warschau: Panstwowy Instytut Wydawnieczy 1987. _

Die Nacht des Tyrannen; Zürich Oprecht 1937. _
– Hg. v Christoph Buchwald. Düsscldorf: Claassen 1984 (= WMW, Bd. 10). _
– Noc tyrana (übersetzt von Halina Leonowicz);  in: Walter Mehring: Müllerowie – Noc tyrana ; Warschau: Panstwowy Instytut Wydawnieczy 1987. _

Timoshenko. Marshall ofthe Red Army. A study by Walter Mehring; New York Albert Unger 1942. _
– Toronto: Saunders 1942.

George Grosz; New York: E. Herrmann Verlag 1946.

Edgar Degas; New York: E. Herrmann Verlag 1946.

The Lost Library. The Autobiography of a Culture; Indianapolis – New York: The Bobbs-Merill Company 1951.
– London Secker & Warburg 1951.
– Die verlorene Bibliothek. Autobiographie einer Kultur; Hamburg: Rowohlt 1952. _
– La Bibliothèque Perdu, traduit d l’allemand par Gilberte Marchegay; Paris: Rene Julliard 1958.
– Erweiterte und revidierte Neuausgabe. Icking: Kreisselrneier 1964. _
– Taschenbuchausgabe; München: Heyne 1972 (= Heyne Fachbuch 924). _
– Hg. v. Christoph Buchwald. Düsseldorf: Claassen 1978 (= WMW, Bd. 1) _
– Taschenbuchausgabe der WMW, Bd.I: Frankfurt/M. – Berlin – Wien Ullstein 1980. _
– De verloren bibliotheek. Autobiografie van een cultuur, vertaald uit het Duits door Louis Houët; ’s-Hertogenbosch: Uitgeverij Voltaire 2010.
– Hg. v. Martin Dreyfus. Zürich: Elster Verlag 2013. _

Klee; Bern: Scherz 1956. _

Verrufene Malerei. Von Malern, Kennern und Sammlern, Zürich: Diogenes 1958. _
– Verrufene Malerei. Die Geburtsjahre der modernen Malerei – geschildert von einem, der dabei war; Taschenbuchausgabe. München Heyne 1965 (= Heyne Sachbuch 21). _

Berlin Dada. Erinnerungen, Zürich: Arche 1959. _

George Grosz

Wir müssen weiter. Fragmente aus dem Exil; hg. v. Christoph Buchwald. Düsseldorf: Claassen 1979 (= WMW, Bd. 3) _
– Taschenbuchausgabe der WMW, Bd. 3; Frankfurt/M – Berlin – Wien Ullstein 1981 (= Ullstein Buch 37024) _

Der Sohn. Aus einem Romanfragment. in: die horen Bd 1/Frühjahr 1982: 27. Jg/Ausgabe 125, S. 4-13 (hier ist die Rede von insgesamt über 100 Seiten Manuskript). _

Algier oder Die 13 Oasenwunder / Westnordwestviertelwest oder Über die Technik des Seereisens. Zwei Novellen;. Hg. v. Christoph Buchwald. Düsseldorf: Claassen Verlag 1980 (= WMW, Bd. 6). _
– Taschenbuchausgabe der WMW, Bd 6; Frankfurt/M. -Berlin – Wien: Ullstein Verlag 1982 (= Ullstein Buch 37032). _

Verrufene Malerei / Berlin Dada. Erinnerungen eines Zeitgenossen; hg. v. Christoph Buchwald. Düsseldorf: Claassen 1983 (= WMW, Bd. 9). _

Kurt Tucholsky; hg. u. mit einem Nachwort v. Dietger Pforte; Berlin: Friedenauer Presse 1985. _

Splitter; Berlin: Tyslander Press 1985.

Das Mitternachtstagebuch. Texte des Exils 1933 – 1939; hg. und mit einem Nachwort von Georg Schirmers; Mannheim: Persona Verlag 1996. _

Reportagen der Unterweltstädte. Berichte aus Berlin und Paris 1918 bis 1933. Unter Mitarbeit von Horst Schwiemann herausgegeben von Georg Schirmers. Oldenburg: Igel Verlag 2001. _

Paul Klee – Frühe Begegnung Und das ist der Fisch des Columbus. Mit e. Nachw. v. Laszlo Glozer. Basel: Piet Meyer Verlag 2011. _

Kategorien
1985 Lieder

Katja Ebstein singt „Die Arie der großen Hure Presse“

Kategorien
1933 1939 Biografisches

Erika und Klaus Mann beschreiben Mehrings Flucht aus Berlin

Erika und Klaus Mann: Escape to life
Erika und Klaus Mann: Escape to life

Am 27. Februar 1933 hat Walter Mehring Berlin überstürzt verlassen. Im letzten Moment konnte er sich auf den Weg Nach Paris machen. Denn in dieser Nacht brannte der Reichstag. Die Nationalsozialisten verhafteten in der Folge hunderte Menschen. Auf den Listen stand auch Walter Mehring. Erika und Klaus Mann haben die Flucht in ihrem Buch „Escape to life. Deutsche Kultur im Exil“ beschrieben. Dieses erschien 1939 in Boston. Hier wird aus der zweiten Auflage der deutschen Ausgabe von 2001, Reinbek, zitiert (S. 41):

„Einer der letzten, der mit Ossietzky vor dessen Verhaftung zusammentraf und der ihm die eindringlichste Warnung zurief, war der satirische Schriftsteller und Lyriker Walter  Mehring. Übrigens entkam er selber dem Grässlichen nur mit knapper Not. In vielen  Artikeln und in vielen Liedern, die in den Berliner Kabaretts gesungen wurden, hatte er die  deutsche Reaktion, und die Nazis im Besonderen, geistvoll-grimmig verspottet und attackiert.

Er wurde furchtbar gehasst. Bis zum Schluß, so lange es irgend ging, exponierte er sich – denn der kleine, körperlich schwache und labile Mann mit dem spitzen, witzigen Gesichtehen ist mutig. Als er in der letzten Versammlung der Liga für Menschenrechte in einem großen Berliner Saal gesprochen hatte, kam als Antwort ein Artikel im Völkischen Beobachter: Walter Mehring spricht vor den geilen Jüdinnen … mit der Aufforderung,
endlich mit diesem ,Hetzer‘ abzurechnen. Man weiß, was ,abrechnen‘ im Jargon der Nazis bedeutet … Einige Tage später trat er noch einmal halböffentlich auf, bei einer  Zusammenkunft des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller, in einem Café des Berliner Westens. Als er nach dem Vortrag das Café verließ, war es von beinah fünfzig Mann ,Hilfspolizei‘ – Burschen mit Hakenkreuzbinden am Arm – umzingelt. Eine barsche Stimme
fuhr ihn an: „Kommen Sie vom Mehring- Vortrag?“ „Ich – von einem Vortrag?“ sagte der kleine Herr erstaunt. „Keine Spur! Ich habe in aller Stille dort drinnen meinen Kaffee getrunken.“ – „Kennen Sie diesen Mehring?“ fragte der Kerl mit der Hakenkreuzbinde. -“ Wen soll ich kennen … ?“ fragte der kleine Herr.

Sie ließen ihn laufen. Er nahm ein Taxi und fuhr zu Bekannten. Ein paar Kleider und Bücher ließ er sich noch aus der eigenen Wohnung schicken. Dann geschwind zum Bahnhof, quer durch die singende SA. Einer war gerettet …“